Zuerst durften wir Eva Weyl kennenlernen.
Eva Weyl wurde 1935 im holländischen Arnheim geboren und kommt aus einer jüdischen Familie. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 wurde in Westerbork ein bereits existierendes Flüchtlingslager in ein KZ-Durchgangslager für Jüdinnen und Juden umfunktioniert. In dieses Lager wurde Eva mit ihren Eltern Ende Januar 1942 deportiert. Mehr als neunzig Eisenbahntransporte mit Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma gingen von Westerbork aus nach Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor. Von den 107.000 Frauen, Männern und Kindern, die von Westerbork aus deportiert wurden, überlebten nur etwa fünftausend. Eva Weyl und ihre Eltern entgingen mit viel Glück der Vernichtung. Detailliert beschreibt die Zeitzeugin die perfide Scheinwelt des Lagers. Mit Lügen und Beschwichtigungsmethoden versuchte die Lagerleitung, die zu Tode Geweihten in Sicherheit zu wiegen, um Widerstand zu verhindern. Frau Weyl tritt unter anderem mit der Enkeltochter des ehemaligen KZ-Lagerkommandanten von Westerbork auf. Wie viele andere Holocaust-Überlebende ist auch sie der Meinung, dass die junge Generation keine Schuld für die Verbrechen ihrer Vorfahren hat, jedoch die Verantwortung hat, die Vergangenheit zu kennen, um so an einer besseren Zukunft zu arbeiten.
Danach erzählte uns Eva Franz ihre bewegende Geschichte. Als Kind überlebte sie Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und Bergen-Belsen.
Eva Franz (geb. Christ) wurde 1940 in Gablonz an der Neiße (Tschechien) geboren. Sie ist eine Sintiza. Als sie zweieinhalb Jahre alt war, wurde sie gemeinsam mit ihrer Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde ihr die Häftlingsnummer 4167 in den linken Unterarm eintätowiert. Frau Franz trägt die Nummer bis heute. Ihre Schwester kam in Auschwitz ums Leben, ebenso die Großeltern mütterlicherseits sowie ihre Mutter, die vor der Befreiung starb. Gegen Kriegsende wurde Eva in das Frauen-KZ Ravensbrück und in das KZ Bergen-Belsen deportiert. In letzter Minute fand der Vater, der in der Naziideologie eine „arische“ Mutter hatte, sein Kind und brachte es zur Großmutter nach Fulda. Eva sollte von Belsen aus zur Adoption ins Ausland verbracht werden.
Das Zeitzeugengespräch war für uns eine sehr emotionale und lehrreiche Erfahrung. Es ist wichtig, dass die junge Generation darüber informiert wird und weiß, wie grausam die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten damals war. Wir dürfen nicht vergessen, was für ein Glück wir heutzutage haben. Wir müssen diese Geschichten für immer an die Generationen nach uns weitergeben, damit so etwas nie wieder passiert.
Maxime und Letizia, Klasse VK2