Am 23. Oktober besuchten wir, die Klassen 9R und 9M, das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg. Die Anreise dauerte etwa zwei Stunden. Das Wetter war kalt, windig und regnerisch – und irgendwie passte es zur ernsten Stimmung, die uns dort erwartete. Schon beim Betreten des Geländes spürte man, dass dieser Ort etwas Besonderes ist. Die schöne Landschaft ringsherum stand im starken Gegensatz zu der bedrückenden Atmosphäre im Lager. Allein der Gedanke daran, was hier geschehen war, ließ uns Gänsehaut bekommen.
Während unseres rund dreistündigen Aufenthalts nahmen wir an einer Führung teil. Unsere Führerin war sehr freundlich und erklärte uns viel über die Geschichte des Lagers. Sie erzählte, dass das KZ Flossenbürg 1938 von den Nationalsozialisten errichtet wurde. Über 100.000 Menschen aus ganz Europa mussten dort Zwangsarbeit leisten – darunter viele Juden, aber auch politische Gefangene, Kriegsgefangene und andere Verfolgte. Zehntausende überlebten die unmenschlichen Bedingungen nicht: Sie starben an Hunger, Krankheit, Misshandlungen oder wurden ermordet.
Wir besichtigten verschiedene Orte, darunter den Appellplatz, auf dem die Gefangenen täglich stundenlang stillstehen mussten, sowie die Reste der Baracken, in denen sie untergebracht waren. Im Museum sahen wir Ausstellungen mit Kleidung, Geschirr, Karten, Bildern und Zeichnungen. Besonders erschreckend war der Besuch des Duschraums, in dem durch extreme Temperaturwechsel Menschen getötet wurden. Auf Karten im Museum konnte man zudem sehen, aus welchen Ländern die Häftlinge stammten und welche Abkürzungen für die verschiedenen Häftlingsgruppen verwendet wurden.
Beeindruckend und zugleich sehr bedrückend war auch der Durchgang, in dem sich einst ein Häftling versteckt hatte und später von amerikanischen Soldaten gefunden wurde. Schließlich erreichten wir das Krematorium – ein Ort, der uns alle besonders erschüttert hat. Sich vorzustellen, was dort geschehen ist, fiel schwer und machte uns sehr betroffen. Unsere Führerin berichtete außerdem, dass die Gefangenen kaum Nahrung erhielten, nur dünne Kleidung trugen und bei jedem Wetter schwere Arbeit leisten mussten. Viele waren krank, erschöpft und völlig entkräftet.
Trotz der bedrückenden Eindrücke war der Besuch wichtig und lehrreich. Er hat uns gezeigt, wie grausam die Zeit des Nationalsozialismus war und wie wichtig es ist, sich daran zu erinnern.
Gegen 15 Uhr kamen wir nach einem stillen, nachdenklichen Rückweg wieder an der Schule an.
Bedirhan Soylu
Klasse 9R